Er hatte keine Ahnung, für wen er gerade mitgröhlte, aber er tanzte dabei. Er interessierte sich nicht wirklich für Quidditch, aber Vincent Vega war immer dabei, wenn es etwas zu feiern gab.
In der einen Hand ein Bier, in der anderen ein weiteres und eine Zigarette, die er noch nicht angezündet hatte und mit er nur rumspielte, während er ein Bier an jemanden weiterreichte und aufhörte albern rumzuzappeln. Es waren irgendwelche Menschen, denen er sich angeschlossen hatte, weil sein bester Freund ihm kurzfristig abgesagt hatte. Selten waren es männliche Gefährten, die er bei sich hatte, wenn man von Damian absah, doch heute war Vinnie tatsächlich mehr nach Gröhlen, als nach Abschleppen.
Und wie immer war er ein Anblick für sich. Laut, schlecht tanzend und relativ ungehobelt, aber im schicken Anzug.
Lauthals dem tiefen Lachen seiner Gruppe einstimmend, wirbelte er herum, um seine Zigarette anzuzünden, wobei er gegen etwas stoß, was sich menschlich anfühlte. Es brauchte nur einen kurzen Blick, bis er schlagartig eine anständige Haltung einnahm und sich ein Stück verbeugte.
"Verzeihung, junge Frau, das ist meine Schuld", gab er zu und legte sein muggelsches Benzinfeuerzeug in die andere Hand zu der Zigarette, um der Fremden die Hand zu reichen.
"Vincent Vega mein Name und normalerweise ein wahrer Gentleman." Natürlich. Sein Blick zeugte von Selbstüberschätzung, aber ebenso von mangelnder Ernsthaftigkeit. Er liebte es seinen neuen Namen auszusprechen und tat es dementsprechend bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Wie so oft war sie wieder da: die Frage, warum sie sich immer wieder darauf einließ. Die grölenden
Menschenmassen, die im und selbst um das Stadion herum ihre Mannschaften anfeuerten, und dabei nur allzu bereit Unmengen von Alkohol konsumierten; die Höhe, die ihr selbst hier - auf der Tribüne und nicht auf einem Besen - bereits ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hervorrief - allein diese zwei Dinge bestätigten bereits wieder, dass es ein Fehler gewesen war, dass sie sich dazu hatte überreden lassen, zum Spiel mitzukommen.
Einige kurze Zeichen mit der Hand, doch sie bezweifelte, dass einer ihrer Freunde in ihrem Feierrausch diese überhaupt realisierte, und Eleanor war weg.
Weg von der konzentrierten Menschenmasse, runter von den Tribünen - und am liebsten wäre sie direkt weg von dem Stadion gewesen. Aber alleine zu verschwinden war nicht teil der Abmachung gewesen.
Somit setzte die junge Gryffindor einen Fuß nach dem anderen auf die hölzernen Treppenstufen, die von den Zuschauertribünen hinunter und zu den Ausgängen hin führten. Jeder Schritt brachte sie wieder näher in Richtung festen Boden, und mit zunehmend näher kommendem Ziel beruhigten sich Eleanors Atemzüge spürbar.
Welch dummes Spiel! Sie konnte Besen an sich schon nicht wirklich viel abgewinnen, was sollte sie also mit einem Spiel anfangen, in denen Besen mit zur wichtigsten Ausrüstung zählten?!
Aufs freie Feld tretend atmete Eleanor die Luft tief in ihre Lungenflügel ein und Strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor sie sich dafür wappnete, durch den Menschenwall zu treten, der sich unmittelbar vor dem Stadion versammelt hatte. Doch es dauerte nicht lange, da spürte sie auch schon, trotz ihrer Vorsicht, den ersten Stoß in ihre Seite.
Ruckartig fuhr sie in die Richtung herum, um den betrunkenden Pöbel zurechtzuweisen, den sie erwartete, und stockte kurz, als sie einen jungen Mann im Anzug vor sich fand. Anzug und Quidditch? Irgendetwas störte sie an diesem Bild.
Dass dieser Fremde nun auch begann, sich zu entschuldigen und als Gentleman vorzustellen, vollendete die Absurdität, der sie ausgesetzt war.
Flüchtig ließ sie kurz ihre Augen über den Fremden gleiten, und irgendetwas regte sich bei seinem Namen in ihrem Kopf, wollte sich ihr aber partout nicht offenbaren.
"Eleanor." Knapp und skeptisch kam das einzelne Wort über ihren Mund. Was sollte sie diesem Fremden mehr über sich verraten? Er passte so offenkundig nicht zum Gesamtbild, was automatisch eine gewisse Vorsicht in Eleanor aufkeimen ließ.

Er zog die Hand zurück und hob sie in Abwehrhaltung in die Höhe. Dann eben kein Händeschütteln. Vielleicht hatte sie ja Zwangsneurosen oder so was. Dennoch breit grinsend, tat er Zigarette und Muggelfeuerzeug wieder zurück in die Innentasche seines Jacketts.
"Gar nicht in Feierlaune?", fragte er und trat von einem Bein auf das andere, um wieder eine lockere Haltung einzunehmen. Solche Menschen waren immer mit dabei, in großen lauten Mengen. Diejenigen, die gar keine Lust auf diesen ganzen Kram hatten. Damian war so jemand. Während Vincent sich in Gruppen stürzte und Bier verteilte, zog er sich zurück und tat irgendetwas... Sinnvolles. Zumindest kam Vinnie es immer so vor, als würde Damian sinnvolle Dinge tun, während er sich vergnügte.

Eleanor ließ ihren Blick über die Gesellschaft schweifen, in der sich dieser ominöse Vincent Vega befand. Eine lauthals grölende und lachende Gruppe von, ihrer Meinung nach, Betrunkenen. Aber dennoch - er schien nicht ganz in dieses Bild zu passen; zumindest hatte er sich noch soweit unter Kontrolle, eine vernünftige Konversation anzufangen.
Ein kurzes Schulterzucken ihrerseits war zu vernehmen. Was war gegen eine kurze Unterhaltung einzuwenden? So oder so würde sie hier bis zum Ende des Spiels warten müssen, und wenn sie ihre beiden Alternativen betrachtete - alleine die Zeit vertreiben oder sich nun hier unterhalten - so war dies definitiv die angenehmere.
Ein leises, kurzes Seufzen war zu vernehmen, ehe sie Vincent antwortete. "Nicht wirklich. 14 Leute, die wie wild auf Besen umherfliegen? Nein danke..."

Eine typische Frauenantwort und Vincent musste feststellen, dass er genau so dachte. Ihm lag nichts an Quidditch, wenn auch umso mehr am Feiern. Er gröhlte eigentlich immer mit, meistens sogar für beide Mannschaften, wenn ihm eine nicht viel sympathischer als die andere war, aber meistens richtete er sich nach den Menschen, mit denen er gerade unterwegs war.
"Jaa, das ist auch nicht so meins", antwortete er mit bedauerndem Blick.
"Aber die Feier findet sowieso außerhalb des Stadions statt!" Er grinste und hob eine Hand, als würde er ihr die ganze Menschenmasse vorstellen, und merkte dabei, dass ebenjene Feierwütigen wohl ebenfalls nicht ihr Ding waren. Es musste frustrierend sein auf so einem Spiel zu sein, ohne Spaß daran zu haben.
"Ich hab auch keine Ahnung wer spielt. Also, schon. Ich kann ihre Parolen schreien. Aber ich hab vorher noch nie etwas von diesen Mannschaften gehört." Belustigt über sich selbst, senkte er die Stimme:
"Aber lass das die Flaschen nicht hören, sonst hassen und verlassen sie mich." Es entfuhr dem Auror ein leises Lachen und er nahm einen Schluck aus der Flasche in seiner Hand.
"Nur Trübsahl sollte man nicht blasen", fügte er aufmunternd hinzu.
"Und was machst du sonst so, wenn du nicht gerade auf Veranstaltungen abhängst, die dir gar nicht zusagen?"

Als Vincent Eleanor offenbarte, dass auch ihm Quidditch nicht gerade zusagte, konnte sie nicht anders, als verwundert eine Augenbraue anzuheben. Dafür, dass es 'nicht seins' war schien es ihm nämlich außerordentlich viel Spaß zu machen.
Doch so schnell sich dieser Ausdruck der Verwunderung auf ihrem Gesicht breit gemacht hatte, so schnell war er auch wieder verflogen, als der junge Mann sein wahres Interesse an solcherlei Veranstaltungen deutlich werden ließ. Und sie konnte nicht anders, aber dies entlockte ihr doch ein Schmunzeln.
"Keine Angst, meine Lippen sind versiegelt." Ein letztes Nachklingen des Schmunzelns lag noch auf ihren Lippen, ehe sie anfing zu Seufzen und sich die braunen Haare nach Hinten strich. Er hatte recht mit seiner Aussage. Viel zu viel recht.
"Nun ja... Auf Veranstaltungen abhängen, die mir zusagen." Was für eine dämliche Antwort. "Ich hab an sich nicht einmal was gegen Feierei und dem ganzen. Die ganze Quidditchsache trübt allerdings meine Feierlaune."

Natürlich musste der Auror grinsen. Denn ein so offensichtlicher Witz, der hätte auch von ihm kommen können. Und die eigenen waren immerhin die besten.
"Ist Quidditch so schlimm? Bist du mal vom Besen gefallen?", fragte er ungeniert und grinste dabei noch viel ungenierter. Fliegen an sich war kein Problem für ihn.
Als sei er ihr glorreicher Retter, hob er gleich darauf die Arme in die Höhe.
"Lass dir die Stimmung nicht versauen, Werteste!" Mit einem überaus märtyrerischem Blick forderte Vincent sie dazu auf, seine Hand, die er ihr nun hinhielt, zu fassen und ihm zu folgen.
"Es gibt nichts, was ein Bier nicht wieder gutmachen könnte!"

"Vom Besen gefallen?" Sie musste ein Auflachen unterdrücken, als sich ein Bild in ihre Gedanken schlich, in dem sie wie ein Tollpatsch vom Besen fiel. "Nein, eigentlich nicht. Es gibt nur weitaus kultivierte Arten um zu reisen, vorallem, wenn man eine Dame ist." Kerzengrade richtete sie sich bei diesen Worten auf, ehe ein kurzes Lachen diese Haltung wieder zerstörte. Der Grund dafür war nicht allein ihr gespieltes Verhalten, sondern auch Vincents Gestik, die seiner Frage gefolgt war.
Ihr Blick wanderte daraufhin zu seiner Hand, die er ihr nun schon ein zweites Mal entgegenstreckte. Sollte sie sie diesmal annehmen? Für einen Moment kamen ihr Zweifel - sie kannte ihn immerhin nicht einmal wirkllich. Doch mit einem kaum sichtbaren Schulterzucken ließ sie diese aufkeimenden Zweifel in einer der hintersten Ecken verschwinden und legte ihre Hand in seine.
"Ich glaube, da hast du durchaus recht."

"Oh, mit einer Dame habe ich es zu tun", bemerkte er anerkennend und deutete einen Handkuss an. Manchmal war die Reinblütererziehung, die er genossen hatte, ganz nützlich. Einfache Gepflogenheiten, wie das unvollendete Handküssen bei unverheirateten Frauen, konnte er sich zu Nutze machen.
Gleich zog er sie jedoch weiter, bahnte ihr den Weg durch die Menge, ja fast schon heldenhaft schob er die Leute für sie weg. Am Stand bestellte er sogleich ein Bier und reichte es an sie weiter. Eigentlich hätte er sie auch stehen lassen können. Aber es wäre weniger eindrucksvoll gewesen. Schließlich pöbelte er spaßeshalber noch ein wenig rum.
"Wer wird denn einer Dame den Weg versperren?"
"Die gnädige Frau möchte bitte hier durch."
"Junger Mann? Das Fräulein möchte ihr Bier noch trinken und es nicht auf dem Boden verteilen!"
"Lasst mich durch! Ich bin Arzt!" Selbstverständlich konnte er sich diesen Kalauer nicht verkneifen.
Wieder an dem bisherigen Platz blickte er so geschäftigt drein, als sei er tatsächlich Arzt. Dabei hatte einen viel wichtigeren Beruf.
"So", kommentierte er und richtete sein Revers, sowie Krawatte. In dem Gewusel blieb nie etwas an dem Platz, an dem es bleiben sollte. "Auf die Feierlaune!" Nun beugte er sich vor und flüsterte wieder.
"Und auf das besuchen von Veranstaltungen, die einem nicht zusagen."
Dann prostete Vincent ihr zu.

Der Handkuss entlockte der jungen Gryffindor ein kurzes, kokettes Lachen - solche Dinge waren bei ihr immerhin nicht an der Tagesordnung!
Dennoch fing sie sich relativ schnell wieder und ließ sich ohne Widerstand durch die Menge ziehen. Was blieb ihr auch anderes übrig, wo er ihr doch so heldenhaft einen Weg durch die Menge bahnte? Und sie, etwas weniger heldenhaft, so oder so an ihrer Hand hinter sich her zog.
Mit viel Geduld ließ sie dieses Prozedere über sich ergehen, etrug die wenigen Anrempler, die es doch schafften, sich durch Vincents Deckung zu schleichen, mit Nachsicht, und nahm letzten Endes das Bier fast schon sehnsüchtig entgegen - als Vincent abermals umdrehte und den ganzen Weg wieder zurückging.
Was tat er denn da? Wofür hatte er sie durch dieses Gewusel gezogen, wenn er nun eh wieder zurück an den ehemaligen Platz ging?! Und dann auch noch diese Sprüche... Gut, sie musste das Lachen wahrhaftig unterdrücken, aber trotzdem. Sie wollte sich jetzt das Bier genehmigen, dass sie sich mitterweile redlich verdient hatte.
Wieder am Anfangsort des Geschehens angekommen betrachtete sie den jungen Mann mit einer kritisch hochgezogenen Augenbraue, konnte aber nicht anders, als diesen Ausdruck schnell wieder zu verwerfen, als er ihr Zuprostete. Mit einem leichten Kopfschütteln und einem Lächeln auf den Lippen strich sie sich schnell durch die leicht zerzausten Haare und prostete ihm dann ebenfalls zu.
"Auf die Feierlaune!" erwiderte sie, setzte das Glas an die Lippen an und genoss den Geschmack des kühlen Bieres auf ihrer Zunge. Er hatte recht gehabt. Es gab nichts, was ein Bier nicht gut machen konnte.
"Wobei..." fing sie jedoch zwischen zwei Schlücken an, "Dieses Hin und Her hatte nun nicht wirklich einen Sinn, oder?"

Der Auror spitzte die Lippen, während er das Getränk hinunterschluckte und sah sie prüfend an. Ein wenig verdutzt, denn er wusste selbst nicht genau, wieso er sie mit in die Menge geschleppt hatte. Er war so erpicht darauf gewesen, seine Sprüche abzulassen, dass er nicht merkte, wie unsinnig sein Tun eigentlich war.
"Nun...", begann er, schwenkte sein Bier und zog die Mundwinkel in die Tiefe. "Hätte ich dich dort allein stehen lassen sollen? Ganz allein? Sowas macht doch kein Gentleman."
Und als wäre Eleonor diejenige, die den Sinn verfehlte, hob er die Hände in die Höhe. War doch selbstverständlich. Also bitte.
Er nahm einen weiteren Schluck seines Bieres und grinste sie an. Sie war ihm sympathisch. Nicht aufgedreht und nicht langweilig. Eine doch sehr angenehme Mischung.
"Eleonooor, meine Teuerste. Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich die Luft verpeste." Für einen kurzen Moment kam ihm die Idee, die Luft mit gewissen anderen Gasen zu verpesten, was auch der Grund war, weshalb er leise kicherte, während er sich schon die Zigarette anzündete, die er gerade wegstecken musste. Er blies den Rauch höflich nicht in ihre Richtung, was wenig brachte.
"Möchtest du auch eine?"